Projektmanagement: Klassisch versus agil – keine Frage des «entweder … oder»
Klassisch oder agil? Diese Frage treibt seit einiger Zeit die Projektverantwortlichen um, zumal die agilen Projektmanagementmethoden gehypt und als Lösung für alle Probleme gesehen werden. Die Konsequenz: Es entstehen zwei Lager, die sich gegenseitig bekämpfen. Spannender und für die Projektabwicklung erfolgreicher wäre jedoch die Frage, in welchen Fällen welcher Ansatz erfolgsversprechender ist und was klassische und agile Projekte voneinander lernen können. Denn weder der agile noch der klassische Ansatz ist dem anderen per se überlegen.
Das klassische Projektmanagement basiert auf einem standardisierten Vorgehensmodell, das eine klare und durch Meilensteine abgetrennte Abfolge von Projektphasen vorsieht. Die klassischen Vorgehensmodelle wie HERMES, IPMA, PMI oder PRINCE2 charakterisieren sich damit durch ihre sequentiellen und disjunkten Phasen Initialisierung, Voranalyse, Konzept, Realisierung, Einführung und Abschluss. Zu erzielende Ergebnisse, Termine, Kosten und Ressourceneinsatz werden zu Beginn des Projektes weitgehend festgelegt. Änderungen während der Projektabwicklung werden möglichst vermieden und falls doch notwendig, über einen speziellen Änderungsprozess später integriert.
Abbildung 1: Klassisches Projektmanagement
Dem traditionellen Ansatz steht das agile Projektmanagement gegenüber, welches auf einer iterativen, inkrementellen Herangehensweise aufbaut. Ziel ist es, ein neues Produkt oder Services in einer höchst flexiblen und interaktiven Weise zu entwickeln. Der grösste Unterschied liegt darin, dass nach jeder Iteration ein lauffähiges Lieferobjekt als Resultat hervorgeht. Dabei baut die agile Methode auf vier Hauptcredos auf, die auch organisatorisch und prozessual verankert sind: Die Kommunikation im Team, die intensive Zusammenarbeit mit dem Kunden, das schnelle und flexible Anpassen bei Veränderungen und das Bereitstellen eines lauffähigen, funktionierenden Produktes. Während klassische Methoden sowohl für Organisations- als auch IT-Projekte eingesetzt werden, haben neue Vorgehensmodelle wie Scrum und Kanban sich bis heute vorwiegend in der IT etabliert.
Abbildung 2: Agiles Projektmanagement
Beide Ansätze besitzen ihre Vorteile. Die Herausforderung für die Projektverantwortlichen besteht darin, basierend auf den konkreten Charakteristika des anstehenden Projektes zu erkennen, welcher Ansatz der zielführende ist und sicherstellt, dass das Projekt sowohl in der inhaltlich geforderten Qualität als auch gemäss den fixierten Terminen und Kosten erfolgreich realisiert werden kann.
Wir zeigen Ihnen in den kommenden Wochen in unserer Serie «Xperts in Projektmanagement» auf, welches die Schlüsselfaktoren für die erfolgreiche Projektabwicklung sind. Dabei beleuchten wir nicht nur die richtige Methodenwahl, sondern gehen auch auf die Aspekte Teamzusammensetzung/Qualifizierung, Organisationsstruktur von Projekten sowie auf Instrumente zur erfolgreichen Projektabwicklung ein. Zudem werden wir basierend auf unserem Erfahrungsschatz aufzeigen, wie agile Methoden heute falsch verstanden und angewendet werden und was die daraus resultierenden Konsequenzen sind. Nicht zuletzt gehen wir der Frage nach, wie die beiden Ansätze voneinander profitieren und ihre Vorteile in einem «hybriden Modell» integriert werden können.
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v.l.n.r.: Corinne Maurer (Partner), Nicole Steiner (Consultant), Charlotte Bachmann (Senior Technical Consultant),
Martina Auf der Maur (Mitarbeiterin Administration), Regula Roth (Consultant)