Was Neugier und Empathie mit der Wandlungsfähigkeit Ihrer Organisation zu tun haben

Als Ausnahmekünstlerin unter den Getreiden gilt die Wildgerste. Sie gehört zu den vier wichtigsten Getreidepflanzen weltweit, wird seit etwa 10’000 Jahren angebaut und gewinnt vor dem Hintergrund der Ernährungssicherheit in Zukunft an Relevanz. Sie wächst nahezu in allen Regionen der Erde zwischen dem nördlichen und südlichen Polarkreis. In manchen Regionen wird die Wildgerste sogar als „letzte Nahrungspflanze vor der Wüste“ genannt.

Die Natur zeigt uns, wie wichtig die Wandlungsfähigkeit an neue Gegebenheiten ist. Wandlungsfähig, wendig, flexibel, agil – diese Adjektive werden häufig verwendet, um eine zukunftsfähige Organisation zu beschreiben. Die Wandlungsfähigkeit einer Organisation zeigt sich in der Fähigkeit, sich rasch den Kundenbedürfnissen anzupassen oder Marktentwicklungen vorausschauend zu antizipieren. Doch wie gelingt es, diese Fähigkeit zu üben und in Ihre Organisations-DNA zu integrieren?

Wandlungsfähigkeit bedingt eine strukturelle Offenheit

Eine Organisation ist so wandlungsfähig, wie es der Durchschnitt der Führungspersonen und Mitarbeitenden ist. Ob diese provokante These genauso stimmt, sei dahingestellt. Was wir damit verdeutlichen möchten: Ohne einem offenen Mindset gegenüber Veränderungen, ist eine Verankerung der Wandlungsfähigkeit schwierig. Um den Bogen zu schlagen, dient der in der Fachliteratur verwendete Begriff der «vorausschauenden Selbsterneuerung». Vorausschauende, erneuerungsfähige Organisationen bauen eine kontinuierliche kreative Spannung in ihrem Inneren auf und sehen Wandel als erfüllende Daueraufgabe an. Sie setzen auf das Können, die Neugier und Kreativität aller Mitarbeitenden und legen ihren Fokus weniger auf Stabilität und Bewahren, sondern auf die Infragestellung und die Freude am Ausprobieren. Doch was bedeutet dies für Ihre Organisation?

Ein allumfassendes Erfolgsrezept kann an dieser Stelle nicht gegeben werden, da jeweils der organisationsspezifische Kontext und die Kundenerwartungen an Ihre Organisation zu berücksichtigen sind. Was wir Ihnen mitgeben möchten, sind einige Lösungsansätze – ausgehend von unserer langjährigen Erfahrung im Bereich der Transformation von Organisationen und dem kürzlich erschienenen Artikel «Ein Vorgriff auf das Jahr 2030 – der Weg zur präadaptiven Organisation» in der Zeitschrift «OrganisationsEntwicklung».

Neugier als Schlüssel zur Innovationsfähigkeit

Eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Organisation können nur alle Beteiligten vorantreiben. Dabei können wir davon ausgehen, dass Menschen von Natur aus neugierig sind – und zwar im besten Sinne. Das Wort Neugier ist teilweise negativ behaftet: Die Assoziationen reichen von Sensationslust bis «sich für alles oberflächlich interessieren». Was wir hier jedoch meinen, ist eine epistemische Neugier. Dieser Ausdruck steht für die Bündelung von Verhaltensweisen, welche die Lust, Neues zu lernen, sowie die Freude am Lösen von Problemen einschliesst und dadurch neues Wissen für die Organisation schafft. Eine innovative Organisation ist daher bestrebt, epistemische Neugier in allen Bereichen wertstiftend zu fördern und die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden hochzuhalten.

Klares Zielbild als gemeinsamer Leuchtturm

Zentral ist jedoch, dass die Neugier in die richtige Richtung gelenkt wird. Dazu ist ein klares, auf Managementebene gemeinsam definiertes Zielbild von entscheidender Bedeutung. Die Visualisierung eines Zukunftsbild erhöht die Denk- und Handlungsfreiheit und stellt ein Abbild der Grundhaltung der Entscheidungsträger in der Organisation dar. Wichtig ist, dass es aktiv an die Mitarbeitenden kommuniziert wird. Damit wird Transparenz geschaffen und die Energie aller Beteiligten kann in eine gemeinsame Richtung gelenkt werden. Ein klares Zielbild erhöht die Identifikation und Motivation aller Beteiligten, indem klar aufgezeigt wird, warum der Beitrag jedes Einzelnen zur Erreichung des Zielbilds von Bedeutung ist.

Empathie als Booster für die Kundenzentrierung

Strukturelle Ansätze wie das Zielbild und die Verankerung der angestrebten Veränderungen in den Prozessen und Rollenbeschrieben sind notwendig und sorgen für günstige Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung der Organisation. Es braucht neben Wissenszuwachs und dem Aufbau von Fachkenntnissen die Entwicklung der «weichen Faktoren» und der grundlegenden Art und Weise, wie eine Person die Welt betrachtet und sich mit dieser auseinandersetzt (lesen Sie mehr dazu in unserem Blogbeitrag zum Thema «Adaptiver Change»).

Für die Zukunft besonders wichtig als ein solch «weicher Faktor» ist die Empathie. Häufig stehen Organisationen noch in der alten industriellen Logik und weisen einen Mangel an Empathie auf. Das heisst, dass der soziale Kontext der Menschen innerhalb und ausserhalb der Organisation nicht angemessen wahrgenommen und verstanden wird. Daher können Organisationen die relevanten Veränderungen bezüglich Kundenerwartungen nicht vorhersehen und entsprechend auch nicht proaktiv handeln.

Die Kräfte der Empathie und Neugier sowie die sich daraus ergebende vorausschauende Sichtweise müssen entfesselt werden, indem Führungspersonen und Mitarbeitende genügend Handlungsspielraum haben, um konkrete Verbesserungsideen im Sinne der Organisation umzusetzen. Dies erfordert erstens eine Grundhaltung in der Organisation, die in jeder Situation eine strukturelle Offenheit bewahrt. Zweitens ist ein Umschalten vom reinen Effizienzdenken in Ihrer Organisation gefragt, hin zu einem Fördern von Ideen und Möglichkeiten. Damit dies nicht ausufert, ist das vorhin erwähnte klare Zielbild von fundamentaler Bedeutung. Zielzustand ist eine Organisation, welche sich leicht, empathisch und vorausschauend mit ihrer inneren und äusseren Umwelt synchronisiert. Damit ist Ihre Organisation für die Zukunft und gegenüber dem stetigen Wandel bestens vorbereitet.

Möchten Sie gerne mehr zu diesem Thema erfahren? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.

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Corinne Maurer
Senior Partnerin